
Wenn das Korn geerntet ist, beginnt die Drachenzeit
Zumindest früher, vor etwa 50 Jahren, war das so. Die Kinder bauten die Drachen selbst, die gab es nicht einfach zu kaufen…
… Festes Papier, Holzlatten, kleine Nägel, Kleber (oft aus Mehl und Wasser selbst gemacht), eine Kordel und möglichst buntes Papier für den “Schwanz” wurden benötigt. Dafür musste man eines Geschick haben und sich Rat bei älteren “Fachleuten” einholen, damit der Drache auch in der Lust blieb und nicht knatternd abstürzte. Die lange dünne Schnur, an dem man den Drachen hielt, durfte man nicht mit dem Fingernagel halten, denn die Schnur hatte einen starken Zug und konnte schnell reißen. Angelschnur gab es damals noch nicht.
Zum Drachensteigen benötigten wir die freien Stoppelfelder. Obwohl die Kinder meist nicht “mit Feuer spielen” durften, machten sie doch ein kleines Feuer, in dem sie die auf den Feldern liegen gebliebenen Kartoffeln der letzten Ernte brieten. Der rauchige süßliche Geruch dieser Feuer gehörte zur Drachenzeit. Vielleicht gibt es so etwas heute noch in ländlichen Gegenden.

Altweibersommer
Damit begann der Altweibersommer, jene in sanftes warmes Licht getauchte Jahreszeit, die vornehmlich durch eine Hochdruckwetterlage über Mitteleuropa mit trocken-warmen Winden gekennzeichnet ist.

Das Wort Altweibersommer stammt von dem altdeutschen Wort „weiben“ und bedeutet das Knüpfen von Spinnweben. Denn an Tagen mit sonnigem Wetter kühlt es sich in den klaren Nächten stark ab, so dass in den Morgenstunden durch den Tau die Spinnweben deutlich zu erkennen sind. Die glänzenden Fäden glitzern im Sonnenlicht wie lange, silbergraue Haare wie – so glaubte man früher – das Haar alter Weiber.
Spätsommer – der Kaiser ruht sich aus

Aus Sicht der Meteorologen beginnt am 1. September der Herbst. Die Abende sind noch mild und die Tage noch sonnig und warm. Die letzten Gartenfeste werden gefeiert und lassen uns Abschied nehmen vom Sommer. Es ist die Zeit des Übergangs zur kühlen und kalten Jahreshälfte, auf die sich der Körper allmählich einstellt. Der Mensch wird in der Übergangsphase anfälliger für Erkrankungen.
Der Spätsommer wurde im alten China als 5. Jahreszeit der Wandlungsphase Erde zugeordnet. Der Kaiser ruhte in dieser Zeit im Zentrum seines Reiches. Auch das Zentrum, die Mitte, zählt zur Wandlungsphase Erde.
Die Erde und die Mitte spielen in der Entsprechungslehre eine harmonisierende Rolle. Denken Sie an den süßen Geschmack, der ebenfalls der Erde zugeordnet ist und viele Speisen “rund” werden lässt, ohne dass Sie viel Süßes zu geben müssten. Das ist auch der Grund dafür, warum wir bei Stress gerne auf Süßigkeiten zurückgreifen, denn die harmonisieren auch unser Inneres und helfen zu besänftigen.

Genießen Sie die Zeit. Erfreuen Sie sich an den Blüten der Herbstzeitlose, sammeln Sie die schwarzen Holunderfrüchte für Saft, die Haselnüsse, backen Sie Pfannkuchen mit Äpfeln und Zwetschgen.